Vor ein paar Jahren war ich noch so richtig versessen darauf, digital zu zeichnen und meine Musterdesigns komplett in meinem Grafikprogramm zu erstellen. Wunderbare neue Welt – oder so – ich habe es so richtig genossen, ein Programm zu beherrschen und perfekte Linien in gleichbleibender Dicke zu zeichnen oder perfekte geometrische Formen zu erstellen und mit Farbe zu füllen, ohne ein Lineal in die Hand nehmen und womöglich auch noch rechnen zu müssen. Und es waren eine Menge Designs, die so das Licht der Welt oder besser den Computerbildschirm erblickten. Aber seit zunehmend KI in den kreativen Bereich eindringt, gehe ich mehr und mehr dazu über, meine Designs auf Papier zu zeichnen und erst nach dem Einscannen weiter digital zu bearbeiten. Dabei ist mir aufgefallen, dass ich diese Vorgehensweise tatsächlich deutlich lieber mag.
Die Hauptgründe dafür, dass ich lieber auf Papier zeichne sind:
- Die Dicke der Linien ist nur bis zu einem gewissen Grad vorhersehbar – zumindest für mich. Da ich meist mit einem Schwarzen Ink Brush Pen zeichne, werden die Linien alles andere als gleichmäßig breit.
- Auch das Ergebnis der Motive ist nur bis zu einem gewissen Grad vorhersehbar. Beim Dahin-Doodeln kann es schon mal passieren, dass ganz andere Motive herauskommen, als ich ursprünglich geplant hatte, aber das ist selten etwas schlechtes. Ich habe schon einige interessante Muster auf diese Weise gezeichnet, vor allem meine heiß geliebten Hand Drawn Repeats.
- Auch die Tinte verhält sich nicht auf jedem Papier gleich. Auf manchen Papieren wird sie geradezu eingezogen und verläuft je nach Strichrichtung des Papiers in eigene Richtungen.

Im Grunde mag ich genau das am Zeichnen auf Papier, was ich früher versucht habe durch das reine Arbeiten am Computer zu vermeiden – Imperfektion und Unberechenbarkeit.
Gut, durch das Einscannen und digital nachbearbeiten gewinne ich natürlich etwas Kontrolle über meine Arbeit zurück, aber auch der Grad dieser Kontrolle liegt in meiner eigenen Hand.
Ich sag nur – Abenteuer pur und Nervenkitzel für Nerds :-).
Aber es gibt noch einen Grund für mich, weshalb ich es liebe auf Papier zu zeichnen:
Dadurch, dass die Linien nicht automatisch von der Software korrigiert werden können, entstand über die Zeit eine ziemlich eigene „Handschrift“, die ich versuche immer weiter auszubauen. In einer Zeit in der künstliche Intelligenz im Grunde alles perfekt erschaffen kann, wird es wieder deutlich interessanter erkennbar zu sein – Unikate zu schaffen und dabei die handwerklich-kreativen Fähigkeiten zu trainieren, die die künstliche Intelligenz nie so ganz erreichen wird.
Zumindest hoffe ich das, sonst schaun ma irgendwann ziemlich dumm aus der Wäsch – wie man in Bayern so schön sagt ;-).

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